October 12, 2009



ins stammbuch 1909

gutsverwaltertochter
aus dem land des rübezahls
noch trägst du knöchellange
spitzenunterhosen

in wien malt klimt küsse
in gold – schieles nackte
kinder ernten empörung

unbefleckt gehst du die ehe ein
schmelztiegelstaunen in wien
– nicht nur juden –
die böhmische hausmeisterin
schaut streng

dein junger mann bringt aus paris
kleine seidenhöschen mit
und die syphilis


by ELsa (aus: 10X10=100 )
Bild: Egon Schiele

13 comments:

Helmut Maier said...

So etwas nennt man dann die gute alte Zeit! Sehr anschaulich und so überraschend am Schluss kommentiert (ohne direkt zu kommentieren :-) ) vorgestellt.

Liebe Grüße
Helmut

Anonymous said...

unhöflich wäre es Geschenke abzulehnen.
Liebe Grüße
Barbara

Gerda said...

Liebe Elsa, zunächst sah ich die Abbildung des Kunstwerks von Schiele ... (Ich war mal im Schiele-Museum, dann deinen Text, den ich für sehr stark halte. Er hat mich aufgwühlt, ja so kann man sagen.
Die Ausstellung "Nackte Wahrheit", Künstler der Wiener Secession, vor Jahren hier im Städel, befasste sich miteinem Thema, das du gut aufgegriffen hast.

Liebe Grüße
Gerda

Elsa Rieger said...

Lieber Helmut, danke! Die Zeit hatte ihre Tücken (wie auch heute).

Liebe Barbara, du bist mir ja eine ;-)

Liebe Gerda, herzlichen Dank für deinen Zeilen, das freut mich wirklich.

Liebe Grüße
ELsa

isabella kramer - veredit said...

Liebe Elsie,

eine richtige Geschichte erzählt Dein Gedicht - wie ein Film. Sehr gern gelesen, ist doch der Sprung in der Rolle der Frau seit dieser Zeit wahrlich ein Riesensatz - wobei auch heute noch so manches "Geschenk" doch lieber selbstbewusst abgelehnt werden sollte.

herzlichst Isabella

Elsa Rieger said...

Meine liebe Isabella,

Wie freu ich mich, dass du hier die Geschichte der Frau an sich herauslesen kannst!

Und ja, mit Geschenken muss man aufpassen ;-)

Von Herzen,
ELsie

grenzen-los-zeit-los said...

... und da schließe ich mich doch den Gedanken von Isabella an, denn die "Geschichte der Frau" ist ja nun einmal auch unsere und ein Geschenk k a n n man ablehnen und ein Geschenk in dieser Form sowieso ...für mich ist dieses Gedicht auch die Geschichte der Frauen, damals und heute ... unglaublich gern gelesen .. immer wieder ... und Gedanken zu UNS Frauen gemacht .... Elsa.. toll!!! Ursa

Paul Spinger said...

Das ist mein Egon Schile, wie ich ihn kenne. Ein herrliches Gedicht.
(auf: http://www.zeno.org/Kunstwerke/A/Schiele,+Egon gibt es übrigens fast 100 Gemälde von ihm im Netz)
Liebe Grüße

Elsa Rieger said...

Liebe Ursa, sehr lieben Dank für deine Bejahung dazu! Ich freu mich!

Lieber Paul, herzlichen Dank für dein Lob und ja, auf Zeno gibt es eine Fülle, wie schön!

Liebe Grüße (etwas beschäftigt derzeit)
ELsa

petros said...

Ein wirklich gelungener Zeitensprung mit ebenso gelungener Pointe. Klasse!

Gruß
Petros (der sich hiermit zurück meldet)

Elsa Rieger said...

Schön, dass dein Patient wieder halbwegs wohlauf ist, Petros.

Und danke fürs Lob.

Sowas wie die schönen Reaktionen auf diesen Text machen ein bisschen Angst, die Latte erscheint mir dann recht hoch, was die Qualität neuer Texte betrifft, denn immer gelingt es ja nicht.

Aber dennoch freu ich mich sehr über die Worte fürs Gedicht.

Liebe Grüße
ELsa

Миррослав Б Душанић said...

„über einen Zeitsprung könnte ich nicht reden“ (schon der Titel: Stammbuch ermöglicht es mir nicht) - in Elsie war und ist die Geschichte der Frau, sie fand nur den Weg zu sich wieder…

Elsa Rieger said...

Danke für deinen durchdachten Komm. lieber Miro!

Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.

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