October 23, 2011


Vom Gehen im Leben

Je jünger der Mensch, desto leichter sein Gang.
Zuerst wird für ihn gegangen, in sanfter Zärtlichkeit. Bald kann er die Welt aus dem sicheren Räumchen des Kinderwagens begutachten.
Schließlich läuft er los! Wackelig zunächst, dann hüpfend erobert er Meter um Meter, was ihm zu Füßen liegt.

Mit den Jahren kann es vorkommen, dass der junge Mensch die Schritte schleppend setzt, bedrückt von Sorgen, die die Erwachsenen belächeln. Ahnungslos. Sind die Kümmernisse doch zentnerschwer, jeweils dem Alter angemessen.
Leichtfüßig macht die Liebe, schlurfend das Leid.

In der Hauptzeit des Lebens schreitet der Mensch zügig voran: So viel ist zu bedenken, zu tun, den Auftrag, das Ziel zu erfüllen. Partnerschaft, Nachkommen, Karriere: In einem Wirbelwind vergangen.

Und das Alter. Wo der Mensch einst hüpfte, dann voranstürmte, setzt er nun bedächtig einen Fuß vor den anderen, ängstlich darum, zu straucheln. Vielleicht auch ein absichtliches Verlangsamen, Hinauszögern dessen, was jedem blüht?
Je älter der Mensch, desto schwerer sein Gang.


(c) ELsa Rieger

15 comments:

Malou said...

Ach, wie schön, Elsa!

Es freut mich so sehr, dass ich diesen Blog entdeckt habe.

Mit einem lieben Gruss aus dem hohen Norden,
Malou

Elsa Rieger said...

Hui, du bist ja flott, liebe Malou, vielen Dank, dass du meinen Blog magst!

Liebe Sonntagsgrüße,
ELsa

grenzen-los-zeit-los said...

liebe Elsa,

aber-, DU und ICH werden keinen Schritt langsamer gehen, bis ins hohe Alter hinein NICHT !!!! vielleicht einmal "absicht-lich" wenn wir uns eines Tage einmal treffen sollten .. dann werde ich jeden meiner Schritte sehr sehr zögerlich und überlegend setzen ... ach, weißt Du, Du verführst immr so zum Nachdenken ... wie schön !!!! lieben Gruß Dir von Ursa

Elsa Rieger said...

Liebe Ursa, du bist umwerfend!

Herzlichst dir,
Elsa

syntaxia said...

Oh,ich hoffe nicht immer schwerer. Es gibt doch während des Lebens schon genug Schlurfzeiten.
Aber du schreibst auch vom bedächtigen Gehen, da wünsche ich mit das absichtliche Verlangsamen zum Genuss. Hmm, Illusion? Ich weiß nicht wie es wird, ELsa..
..grüßt dich Monika

Anna-Lena said...

So läuft das Leben seinen Gang, und wir mit ihm, liebe Elsa. Und trotzdem kann man auch in jungen Jahren mal bedächtig schlendern und im hohen Alter bewegungsfreudig sein.

Alles zu seiner Zeit.

Mit lieben Grüßen
Anna-Lena

Unknown said...

nun ich werde Hüpfen bis ich Umfalle.
Das ist ein Schöner Blog

Sabine said...

Deine Gedanken zum Leben gefallen mir sehr, liebe Elsa! Sie mit dem "Gehen" zu verbinden...
eine interessante Variante, die ich selbst immer wieder beobachte... bei anderen...
und auch bei mir. Aber wir laufen weiterhin flott durch Wald und Flur!

Ich grüße dich
Sabine

Elsa Rieger said...

Ihr Lieben,

ich finde die verschiedenen Ansichten zu diesem Text sehr spannend und danke euch dafür. Ich sehe schon, wir alle haben vor, in Schwung zu bleiben, das ist ja gut so. Deswegen wünsche ich euch allen von Herzen Gesundheit, damit das auch klappt bei uns.

Liebe Grüße
ELsa

Anonymous said...

...und ich kenne eine Familie, sie haben sich als Jugendliche schon im Rollstuhl kennen gelernt. Ihnen war das Laufen von jeher versagt geblieben. Doch sie gehen auch, mit ihrem Rollstuhl, manchmal langsam, dann wieder mit vollem Schwung und einem herzlichen Lachen dabei....Gehen - eben anders... aber sie werden älter dabei...jetzt müssen beide nicht mehr die Räder antreiben, elektrisch gehts los...
Was ich damit sagen will, ach ihr wisst es eh...auch deren Schultern sind manchmal beladen von Schmerz und manchmal hoch erhoben, gehalten vom Glück...sie gehen auf ihre Weise, sie kommen vorwärts...

Liebe Elsa, ich hoffe, es passt hierhin, was ich schrieb, doch beim Lesen deiner tiefgründigen Schreibweise kommt man einfach unweigerlich ins Grübeln:-)

ich umarme dich fest
deine Rachel

Elsa Rieger said...

Liebe Rachel, das passt wunderbar hierher, eine weitere geglückte Sicht zum Thema, danke dafür!

Ich umarme dich auch sehr,
Deine Elsa

Helmut Maier said...

"Leichtfüßig macht die Liebe, schlurfend das Leid." - ein trefflicher Aphorismus!

Liebe Grüße
Helmut

Elsa Rieger said...

Lieber Helmut,

Vielen Dank, da bin ich stolz!

Liebe Grüße
Elsa

Gerda said...

Interessante Gedanken...indes,liebe Elsa, ich glaube so einfach ist es nicht. Ich sehe so häufig leichtfüßige alte Menschen, die auf die Achtzig zugehen. Ich glaube, dass nicht das Alter allein, über leicht oder schwer entscheidet,deswegen ist mir der Schlusssatz zu eng gefasst.

Liebe Grüße
Gerda

Elsa Rieger said...

Liebe Gerda,

du hast schon recht, ich sollte diesen Text genauer fassen, er enstand in einer Stimmung und deckt nur wenig ab. Vielleicht nehme ich ihn mir nochmals vor, wenn ich "lichter" sehe. Hab vielen Dank für deine Gedanken dazu, ich schau mal, wie ichs aufbessern könnte.

Herzliche Grüße
ELsa

Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.

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