20. Mai 2009



Spurensuche

Zufällig geh' ich durch diese Gassen,
kehre ein im kleinen Café,
wollte die Suche nach Vergangenheit lassen –
doch nun bin ich da. Herz tut weh.

Die Narben von damals weinen auf.
Vergilbtes Ambiente, ich steh an der Bar,
sinniere über des Lebens Lauf
und wie es einst war vor dreißig Jahr'.

Gott, war ich jung, sexy, verrückt,
ständig verliebt, hoffnungsvoll.
Alle staunten, völlig entzückt,
ich tanzte durchs Dasein wie toll.

Du kamst über mich dann als Orkan,
lächelnd fordernd, doch gabst du kaum.
Ich taumelte wirr im Liebeswahn.
Du warst die Welt, für mich blieb kein Raum.

Seinerzeit vergaß ich auch mich,
du gingst und kamst ganz nach Lust.
Stumm war mein Schrei: Ich liebe nur dich!
Und begann zu ertränken den Frust.

Alles beendet in diesem Café,
lange vorbei, bedeutungslos.
Ich sag der Spurensuche Adé,
zahle und lasse es endlich los.


by ELsa

9 Kommentare:

Миррослав Б Душанић hat gesagt…

Die Abrechnung mit der Vergangenheit…aber ich schaffe es einfach nicht…

Elsa Rieger hat gesagt…

Ich weiß, Miro ....
aber ich wünsche es dir unverzagt weiterhin.

LG
ELsa

syntaxia hat gesagt…

Es ist offensichtlich wichtig, dass wir auch im Außen etwas finden, womit wir die Vergangenheit (eine und schmerzende Situation) abschließen.
Es muss eine Handlung sein, die es bekräftigt.
Habe ich erst wieder ganz eindrücklich in einer der letzten Therapiesitzungen erlebt..

Dein Gedicht ist so lebensnah, so mitreißend gefühlvoll - einfach schön!

..grüßt dich Monika

ahora-giocanda hat gesagt…

Liebe Elsa, dreißg Jahre klüger zu sein ist ein herrliches Gefühl. Die Abhängigkeiten verschwinden immer mehr. Mir geht es jedenfalls so.
Liebe Grüße
Barbara

Elsa Rieger hat gesagt…

Liebe Monika,
Ja, so eine Handlung ist ein heilendes Ritual! Vielen Dank, dass dir das Gedicht gefällt.

Liebe Barbara,
Genau. EIn richtig gute Gefühl ist das. Mail an dich ist unterwegs.

Herzliche Feiertagsgrüße,
ELsa

Elke K.-K. hat gesagt…

Durchaus.

Aber ich denke, so ein Ritual kann nur funktionieren als zusätzliches Moment, wenn im Kopf längst ein Prozess abgeschlossen ist, es nur noch eines bekräftigenden oder ermutigenden Aktes bedarf.

Gut eingefangen, Elsa. Gut.

Herzlichst, E.

Elsa Rieger hat gesagt…

Ja, liebe Elke, zuerst muss natürlich der Entschluss da sein, die Änderung trotz des Wissens, dass es weh tun wird.

Danke dir!

Lieben Gruß
ELsa

Anna-Lena hat gesagt…

Mit der Erfahrung von heute früher richtig zu handeln, würde jedem viel Leid ersparen.
Andererseite sind es doch die Erfahrungen von früher, die uns wachsen lassen.
Liebe Grüße
Anna-Lena

Elsa Rieger hat gesagt…

Hallo, Anna-Lena,

Leben ohne Leid wäre wahrscheinlich paradiesisch langeweilig. Das ist uns nicht bestimmt. Und im Nachhinein, wenn wir die Erfahrungen aus dem Vergangenen gezogen haben, sollten wir ein Stück weiser sein, genau.

Danke herzlich für den Kommentar,
Elsa

Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.

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