23. Oktober 2013

!Neuerscheinung!

Die Frau, die sich nicht umdrehte. Erzählungen.


Kurzbeschreibung
Ich spaziere durch Städte, bevorzugt durch meine Geburtsstadt Wien, und sehe zwischen den flanierenden Menschen eine Gestalt, die sonst keiner erblickt.
Ich entdecke in diesem rothaarigen Mädchen eine Geschichte. Ihre Geschichte von Liebe und Qual, in der sie sich einem Mann ausliefert, sich seiner Obsession hingibt, die letzten Endes ihr Tod sein wird. Nein, ich denke, sie wird es überleben und fortan als wahre Königin durch das Leben wandeln. Warum? Weil sie zu reizend ist, um sie sterben zu lassen.
Oder ich sitze im Kaffeehaus nahe der Hofburg, und sehe nicht, dass der alte, magere Mann seine Adlernase in einen Cognacschwenker senkt, um den Duft des Weinbrands aufzusaugen, der ihm Sekunden von Erinnerungen an eine bessere Zeit schenkt, lange, ehe er von den Nazis nach Auschwitz verschleppt wurde, lange, bevor er halbnackt und abgemagert in eine Stadt heimkehrte, in der die Einwohner nur ein paar Schritte vom Kaffeehaus entfernt auf dem Heldenplatz „Heil!“ gebrüllt haben.

Ich schreibe über das, was ich nicht sehe, aber dennoch über alles, was es geben könnte. Vielleicht.



Leseprobe:

Amour fou

Carlo nannte sie nur Rotkehlchen. Getauft war sie auf den Namen Rita nach der Großmutter, doch ihre Eltern riefen sie zärtlich bei diesem Kosenamen. Ihr Geliebter hatte ihn bei dem einzigen Besuch in ihrem Haus aufgeschnappt.
‚Rotkehlchen’ passte wie die Faust aufs Auge zu Rita, sie war mit einem großflächigen Feuermal auf ihrem Dekolletee zur Welt gekommen. Diese Hautanomalie sah aus wie ein Herz, das auf dem Kopf steht, genauso, wie es diese Vogelart auf der Brust trug. Flammend rot. Der Zufall oder die Ironie wollten es, dass das Mädchen auch noch rote Haare hatte.
In der Schule zog Rotkehlchen nur hochgeschlossene Kleidung an, vom Schwimmunterricht hatte sie sich befreien lassen; keiner sollte ihren Makel sehen. Der roten Haare wegen verspottet zu werden, reichte ihr vollkommen. Sie trug sie ganz kurz, was zu ihren zarten Gesichtszügen ausgezeichnet passte.
Nun war sie zwanzig und hatte sich unsterblich in Carlo verliebt, der doppelt so alt wie sie war. Kennengelernt hatte sie ihn in einer Eisdiele. Sie las gerade Die Brust von Philip Roth und amüsierte sich königlich über die Absurdität, während sie nebenher Pistazieneis löffelte, als ihr jemand übers Haar strich.
Nachdem sie nur wenige Menschen an sich heranließ, ihre Zeit vorwiegend damit verbrachte, zu lesen und in den Wäldern rund um die Stadt laufen zu gehen, hob sie erstaunt den Blick vom Buch.
Vor ihr stand ein eindrucksvoller Mann mit Sonnenbrille. Das Hemd fast bis zum Bauchnabel aufgeknöpft. Die breite, gebräunte Brust zierte ein Yin-Yang Symbol an einer dickgliedrigen Kette, beides aus massivem Gold.(...)

Hier zu bekommen:

eBook und Taschenbuch

 

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