6. November 2011

Leseprobe aus dem Gemeinschaftswerk von Renate Hupfeld , Evelyn Sperber-Hummel, Annemarie Nikolaus, Tine Sprandel, Elsa Rieger, Sigrid Wohlgemuth, Annette Paul:

Leuchtende Hoffnung



Erid trottete hinter Samira her, die mit gleichmäßigen Schritten in der Spur der Wölfin ging. Wie ein Alptraum lag der vergangene Tag auf seiner Seele. Das Tollhaus mit den fellbedeckten Ungeheuern, der brennende Busch und das Wolfsrudel verfolgten ihn in seinen Gedanken.
Und Samiras Schicksalsbericht wirkte nach; auch sein eigenes Desaster war wieder gegenwärtig.
Die Flucht aus der zerstörten Stadt, der Schrei der Geliebten, nachdem er sie in den Klauen der Monster zurückgelassen hatte. Die Totenstille danach. Mozarts Requiem machte sich breit in seinem Kopf. Er wehrte sich dagegen. Wer sagte denn, dass Irin tot war?
Wie ein Liebeslied ertönte plötzlich über ihm die zarte Melodie der Sehnsucht. Er schaute hoch.
Der Himmel spannte sich wie eine blaue Glocke über die ganze Welt. Irgendwo war Irin. Die Jahre hatten sie nicht verschluckt. Sie war intelligent und stark. Bestimmt hatte sie ihre Feinde überlistet.
Vielleicht hörte sie in diesem Moment die gleiche Melodie.
Er fasste in seiner Hosentasche nach dem Lederband, an dem die Wölfin ursprünglich den roten
Hoffnungsstern getragen hatte. Hope, die ihm mit ihrer Zuneigung nach langer Zeit wieder ein Gefühl von Leben geschenkt hatte. Hätte sie ohne ihn die schwere Verletzung überlebt? Hätte er ohne sie den Mut gehabt, jemals den Erdbunker zu verlassen? Auch ihretwegen durfte er nicht
aufgeben, musste weiter, immer weiter.
Und die alte Frau vor ihm? Ihr Rücken war gebeugt, aber ihre Schritte waren kräftig. Woher nahm sie diese Kraft? Seitdem er ihr Schicksal kannte, war ihm klar, dass es das Gleiche war, das ihn vorwärts trieb: Liebe. Auch Samira hatte die Hoffnung, einen geliebten Menschen wiederzusehen. Auch sie hatte den Mut gehabt, ihre sichere kleine Behausung zu verlassen.
Aber sie hatte Fähigkeiten, die ihm unerklärlich waren. Sie sah mehr als er. Lag es nur an der Weisheit des Alters? Was hatte sie im Inneren des Hoffnungssterns entdeckt, das er nicht erkannt hatte? Was hatte sie mit dem geheimnisvollen Hinweis auf ein Gegenstück zum Hoffnungsstern gemeint? Warum war sie gestern nicht der Versuchung erlegen, das Haus zu betreten? Was schließlich gab Samira die unerschütterliche Gewissheit, dass die Wölfin den richtigen Weg fand?
Der Pfad über die weite Ebene führte in einen Wald, der sich auf der unteren Hälfte eines Bergkegels ausbreitete. Oberhalb der Bäume lagen die Felsen rotgolden in der Sonne wie ein versteinerter Rosengarten.

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6 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Das klingt sehr Interissant und und zeugt von Grosser Fantasy. Ich mag Menschen die sich diese Welt bewahrt haben :)
Ein Grosses Lob :)

Anonym hat gesagt…

Liebe Elsa!
Ich bin sehr gerne in deine Geschichte eingetaucht und den Pfad entlang gegangen.
Liebe Grüße
Gabriele

Elsa Rieger hat gesagt…

Auch hier meinen herzlichen Dank, Raziael!

Freut mich.

Und preiswert ist es noch dazu mit 99 Cent als Adventsbuch.

Liebe Grüße
ELsa

Elsa Rieger hat gesagt…

Liebe Gabriele, das freut mich sehr, danke!

Herzlich,
ELsa

Anonym hat gesagt…

Liebe elsa, ich bewundere Deinen Fleiß beim Schreiben.
Du überraschst uns Leser unentwegt :-)
♥ Barbara

Elsa Rieger hat gesagt…

Liebe Barbara, ach weißt du, das Schreiben ist derart wichtig für mich. Dieses Buch ist übrigens ein paar Jahre alt, nur überarbeitet und so wie meine älteren Geschichten, packe ich nun alles in eBooks, damit es nicht in der Lade verkümmert.

Liebe Grüße,
Elsa

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