6. Februar 2014

Ich spaziere durch Städte, bevorzugt durch meine Geburtsstadt Wien, und sehe zwischen den flanierenden Menschen eine Gestalt, die sonst keiner erblickt.
Ich entdecke in diesem rothaarigen Mädchen eine Geschichte. Ihre Geschichte von Liebe und Qual, in der sie sich einem Mann ausliefert, sich seiner Obsession hingibt, die letzten Endes ihr Tod sein wird. Nein, ich denke, sie wird es überleben und fortan als wahre Königin durch das Leben wandeln. Warum? Weil sie zu reizend ist, um sie sterben zu lassen.
Oder ich sitze im Kaffeehaus nahe der Hofburg, und sehe nicht, dass der alte, magere Mann seine Adlernase in einen Cognacschwenker senkt, um den Duft des Weinbrands aufzusaugen, der ihm Sekunden von Erinnerungen an eine bessere Zeit schenkt, lange, ehe er von den Nazis nach Auschwitz verschleppt wurde, lange, bevor er halbnackt und abgemagert in eine Stadt heimkehrte, in der die Einwohner nur ein paar Schritte vom Kaffeehaus entfernt auf dem Heldenplatz „Heil!“ gebrüllt haben.

Ich schreibe über das, was ich nicht sehe, aber dennoch über alles, was es geben könnte. Vielleicht. 


eBook und Taschenbuch unter anderem hier zu erwerben.

Und ich freu mich gerade über eine schöne Rezension:

"Wunderbarer Sammelband:
Schon das Vorwort beeindruckt. Hier „sitzt“ jedes Wort! Dann die erste Geschichte: „Wenn ich einmal sterbe“. Unter dem Einfluss dieser Erzählung, die einfach hinreißend geschrieben ist, habe ich sofort beschlossen, endlich meine Dinge zu ordnen.
Elsa Riegers Kurzgeschichten sind so vielschichtig wie das Leben. Oft spielen sie in ihrer Heimatstadt Wien, aber auch auf fremden Kontinenten. Die Wiener Geschichten verströmen einerseits einen gewissen Kaffeehaus-Charme, anderseits offenbaren sie auch das Grantlerische, leicht Melancholisch-Morbide, das man den Wienern nachsagt. Obwohl die Autorin auch ernste Themen wie Krankheit, Tod, Nazi-Vergangenheit oder Vorurteile nicht ausspart, gibt es immer zumindest die Andeutung einer Hoffnung. Die Texte sind nie moralisierend, sorgen sogar oft für Heiterkeit. Man merkt ihnen an, dass sie von einer gebildeten, lebenserfahrenen Frau geschrieben wurden, die mit Sprache umzugehen versteht und lebensnahe Dialoge und glaubhafte Figuren zu erschaffen weiß.
Besonders eindringlich fand ich „5 Minuten und 4 Sekunden“, ein Monolog, der einen geplanten Suizid in ergreifende Worte fasst. Am meisten zum Lachen gebracht hat mich „Das schwarze Schaf“ mit dem vermeintlichen Piraten. Die als Märchen angelegte Erzählung „Im Datenwald des Web 2.0“ nimmt höchst unterhaltsam die drohenden Auswüchse des World Wide Web vorweg.
Elsa Rieger ist eine echte Entdeckung für mich. Ihre Geschichten tragen das Qindie-Gütesiegel völlig zu Recht. Ein wunderbarer Sammelband, der sich wohltuend vom Mainstream abhebt."


Vielen Dank sagt ELsa
 

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